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Runische Magie und die drei Ebenen der Wirklichkeit
Die Wahrnehmung von mir selbst und damit gleichzeitig auch die meiner Umgebung besteht aus den drei Wirklichkeitsebenen Körper, Geist und Seele. Um es vorwegzunehmen, möchte ich an dieser Stelle einige Personen erwähnen, die meine Ansichten und Einsichten in diesem Bereich zu großen Teilen mit beeinflusst haben. Diese sind Axel Brück und Freya Aswynn, aber auch Wolf-Dieter Storl hat mich sehr inspiriert.
Je nach Situation können die Anteile in meiner bewussten Wahrnehmung variieren. Wenn ich beispielsweise Zahnschmerzen habe, verstärken sich insbesondere die körperlichen Eindrücke. Wenn ich andererseits tief versunken in der Herstellung einer Binderune bin, liegt der Aspekt des schöpferischen und kreativen Geistes im Vordergrund. Und um ein Beispiel des Seelenschwerpunktes zu nennen, so fiele mir der Moment ein, ganz im Glauben, ganz im Gebet aufzugehen und die Nähe des Göttlichen so tief zu erfahren, dass kein Raum mehr für irgendwelche Zweifel bleibt und das Herz, trunken vor Freude, wie ein Vogel durch den Himmel der Unendlichkeit flattert.
Dies sind jedoch Extreme, zumeist befinden wir uns im relativen Gleichgewicht zwischen diesen Polen. Mir ist nur wichtig, dass es plausibel ist, diese drei Bereiche unterscheiden zu können. Es hat nämlich bestimmte Auswirkungen in Bezug auf die „Messbarkeit“ oder „Nachweisbarkeit“ dieser Wirklichkeiten. Unsere Gesellschaft ist sehr stark materialistisch geprägt. Wir betrachten die Welt größtenteils rational und wissenschaftlich, analytisch und nüchtern. Auf diese Weise betrachten wir ganz korrekt die körperliche Wirklichkeit. Nun wenden wir im Allgemeinen aber diese analytischen Werkzeuge, die zur Betrachtung der materiellen Welt exakt passen, leider auch auf die Wirklichkeiten von Geist und Seele an.
Nehmen wir das Zitat von Dr. Virchow: „Ich habe so viele Leichen seziert und nie eine Seele gefunden.“ Dieses Zitat zeigt deutlich, dass die Werkzeuge, mit denen man die körperlichen Aspekte messen und erfassen kann, nicht ausreichen, um Aspekte einer anderen Wirklichkeitsebene erfahrbar zu machen. Ich könnte Dr. Virchow entgegnen, dass ich schon viele Menschen habe sterben sehen und dass einige davon Höllenqualen erlitten, aus Angst davor, in die Hölle zu fallen. Andere wiederum, die ein erfülltes und reiches Leben geführt hatten und ihren „Deal“ mit Gott, Allah, Buddha oder wie auch immer gemacht hatten, konnten in innerem Frieden die Reise aus dem Leben antreten. Die Aspekte der Seele lassen sich nicht rational erforschen, sondern sind emotional nachzuvollziehen. Leider ist der Glaube und die Religiösität in Deutschland schon so zerrationalisiert worden, dass viele schon gar nicht mehr zu wahrem Gebet finden. Sie gehen zwar in die Kirche, aber die wenigsten haben die enge Verbindung zu ihrem Gott, ihren Schöpfer und Beschützer verloren. Es bleibt eine hohle Fassade mit leeren, unverständlichen Ritualen zurück, die aus Gewohnheit und weil es sich nun mal irgendwie so gehört, praktiziert und vollzogen werden. Inbrünstige Rosenkranzbeter, die den Kreuzweg gehen, sieht man doch eher selten und wenn, werden sie doch eher skeptisch betrachtet. Himmel und Hölle werden viel mehr als kindliche Auffassungen zwecks Moralerziehung betrachtet, nicht als reale Jenseitswelten.
Wie sieht es denn aus mit der Wirklichkeit des Geistes? Können wir mit unserem Willen Einfluss auf Dinge nehmen? Gibt es Zaubersprüche, Rituale und Kraftgegenstände, die uns beschützen oder für glückliche Umstände sorgen? Wie sieht es aus mit Wahrsagerei und Zukunftsvisionen? In Ansätzen kennen wir alle solche Aspekte, die im Großen und Ganzen unter „Aberglaube“ fallen. Ob es nun das Hufeisen oder der Glückspfennig ist, vielleicht auch der Talisman, den man zur Prüfung mitnimmt oder die Erfolgskrawatte, die man eben bei wichtigen Präsentationen trägt. Das „Toitoitoi“ und gleichzeitige Klopfen auf Holz ist ebenfalls magischen Ursprungs. Dabei wird tatsächlich der uralte Gott der Germanen angerufen, dem wir Toitschen immer noch unseren Namen verdanken: Teiwaz, Ziu, Tyr oder Tiu. Auch im Wort Dienstag steckt noch die Wortwurzel dieses Gottes der Gerechtigkeit und des Kampfes. Auch als Hüter des Things, der Stammesversammlung spielte er eine tragende Rolle. Tacitus beschrieb Tyr als Mars, den Kriegsgott und hob die hohe Stellung dieses Gottes in der Germanischen Gesellschaft hervor. Dabei sollte neben der Kriegspropaganda auch berücksichtigt werden, dass tatsächlich die meisten Germanen in kriegerische Handlungen mit Römern oder (mit Römern sympathisierender) Stämme verwickelt waren. Natürlich steht in diesen Zeiten der Gott im Vordergrund, der einerseits für Sieg im Kampf, andererseits für Gerechtigkeit und weiterhin für die erfolgreiche Fesselung des Fenriswolfes stand. Da die Wölfin, welche die Zwillinge säugt, dass Symbol Roms war, macht dies durchaus einen Sinn. Vielleicht ist es ja doch kein Zufall, dass die Römer am Rhein aufgehalten wurden? Wie auch immer, dennoch hat das römische Reich das ursprüngliche Land unserer Vorfahren erobert. Das sieht man wohl auch noch immer an unserem Wappentier, denn der Adler ist das römische Feldzeichen der Eroberung. Die Germanen hätten sicherlich das Pferd als Wappentier gewählt, wie das Westfalenpferd oder, wie es auch genannt wird, das Sachsenross. Vielleicht hätten sie aber auch gar kein Tier gewählt, sondern als Waldvolk einen Baum? Z. B. Eichel und Eichenblatt? Nun denn. Tyr wird uns als Rune noch begegnen.
Doch erst einmal zurück zur Alltagsmagie:
Das Rauchen stellt eine magische Handlung dar, bei der der Geist der Pflanze zur Stärkung unseres Geistes aufgenommen wird. Schade nur, dass die heutigen Zigaretten so viele chemische Zusätze und einen kümmerlichen Rest eines Tabaks enthält. Und jener Tabak, der unter den bedauernswerten Umständen seines Anbaus und der industriellen Verarbeitung nur ein so kümmerliches Wesen beinhaltet, dass uns dann doch eher krankmacht als dass es uns stärkt! Tatsächlich behaupte ich, dass man uns da sogar absichtlich einen Dämon in den Leib hetzt! Allen Rauchern kann ich nur empfehlen, auf die gute alte Pfeife umzusteigen und die wahren, einheimischen Rauchkräuter selber zu sammeln, zu fermentieren und dann genussvoll in unseren Astralleib aufzunehmen. Das ist gesünder und kostet nichts. Wer nicht selber sammeln mag, geht halt ins Kräuterhaus oder bestellt es sich übers Internet. Er kommt immer noch mit deutlich geringeren Kosten aus und tut sich etwas Gutes statt sich zu vergiften! Wen das näher interessiert, kann sich ja mal über das Knastern etwas mehr informieren. Ihr könnt mich auch gerne anschreiben, denn ein paar Infos kann ich euch schon dazu geben. Mit dem Rauch wird geweiht und gesegnet; Feuer, Erde und Luft verbünden sich als Elementarwesen, die Geistwesen der gerauchten Pflanzen geben ihren Spirit, ihre innere Kraft über den heiligen, kraftvollen Atem an den Rauchenden und die geweihten Gegenstände weiter. Ein magisches Ritual ohne Räucherung ist nur ein halbes Ritual!
Wie du wohl schon bemerkt hast, sind wir bereits mitten in der Magie, der Wirklichkeitsebene des Geistes. Da es um den Gebrauch der Runen geht, sind wir nun also endlich in der richtigen Wirklichkeitsebene! Die Runen sind magische Gegenstände, mit denen man sowohl Divination, also Wahrsagerei, betreiben kann, die aber als sehr alte und mächtige Symbole Zugang zum Erbe der nordischen Völker besitzen und mit denen Schutz, Abwehr, Gesundheit, Fruchtbarkeit oder Schaden bewirkt werden kann. Die Runen gehen auf Wotan, dem „Allvater“ des germanischen Pantheons zurück. Wotan war äußerst wissbegierig und auch machtlüstern. Aber er war auch bereit, entsprechende Opfer zu bringen, um Wissen und Macht zu erlangen. So gab er sein Auge, um Einsicht in die Zukunft zu erlangen oder hing neun Tage und Nächte kopfüber in der Weltenesche, um die Weisheit der Runen zu empfangen. Damit sind wir bereits bei einem wesentlichen Aspekt der Magie: Das Gleichgewicht zwischen Nehmen und Geben, zwischen Senden und Empfangen, ist eine zwingende Grundlage! Heimdall, Wächter der Regenbogenbrücke und Hüter von Asgard, des himmlischen Sitzes der Götter (die Kirche hat ihn übrigens in Petrus umgetauft), konnte das Gras und die Wolle der Schafe wachsen hören. Dafür opferte er jedoch ein Ohr, das unter den Wurzeln der Weltenesche vergraben ist. Die Welt der Magie ist voller Staunen, voller Wunder.
Aber es lauern auch Gefahren, insbesondere uns täppischen, im magischen Umgang so wenig vertrauten Touristen der magischen Wirklichkeit. Manch harmloser Scherz eines Bewohners der „Audre monde“, der schamanischen Anderswelt, könnte uns vielleicht schon in Probleme stürzen. Vielleicht hat das Wesen Türen vertauscht und wir landen statt in unserer realen Welt plötzlich in einer leeren Eiswüste. Während solche Ereignisse in der Regel glimpflich verlaufen, so gibt es doch auch oder insbesondere Wesen, die ernsthaft darauf aus sind, Schaden zu verursachen. Die Schamanen oder Druiden als Wanderer und Mittler zwischen den Welten lernten, wie sie mit solchen Wesen umzugehen hatten. Manchmal war es besser, solche Begegnungen möglichst gar nicht erst zustande kommen zu lassen, manchmal jedoch galt es auch, den Kampf zu suchen, um eine Krankheit zu heilen oder den schädlichen Einfluss zu unterbinden. Gelegentlich wurde auch eine Art Handel vereinbart, bei dem der Schamane Aufgaben für den Dämon annahm, um andererseits seine Bedingungen durchzusetzen. Das dies nicht ungefährlich ist und auch die geistige Gesundheit beeinträchtigen kann, ganz abgesehen von der extremen mentalen, seelischen und körperlichen Anstrengung, mag einleuchten. Ein Schamane wurde nicht aus Ego und Geltungssucht Schamane. Oft besaß er einfach die richtigen Voraussetzungen dazu und wurde erwählt, ob er denn nun Willens war oder nicht.
In der spirituellen Szene hat der Neoschamane Einzug gehalten und es gibt sogar spezielle Ausbildungen zum Schamanen. Aber es nutzt kein Wissen, um schamanisch arbeiten zu können. Wissen ist ein Körperaspekt. Es mag hilfreich sein, aber der Zugang ist ein anderer: Hier ist Intuition und Imagination gefordert und eine robuste Gesundheit auf allen Ebenen. Die Sensibelchen und Tagträumer, die Hellsichtigen und Phantasiebegabten, die musisch Inspirierten und die Schauspieler, die Stimmenhörer und Geisterseher sind die Prädestinierten für das schamanische Arbeiten.
Die Runen können dabei Wegweiser sein, die uns sicher an die Orte geleiten können, zu denen wir auch wollen. Sie stellen auch die Verbindungskanäle zu den Hütern und Wächtern dieser Orte dar. Diese können beispielsweise Wotan sein, Thor oder Heimdall, Freya und Frey oder Hella, die wir wohl eher noch als die Frau Holle kennen. Wer mit Runen arbeiten will, sollte Zugang zu ihnen haben.
Ich selbst habe so meine Schwierigkeiten mit dem Zugang gehabt. Schon seit Jahren begegnete ich den Runen immer wieder und schreckte dann doch wieder vor ihnen zurück. Doch sie kamen immer wieder zurück in mein Leben. Heute habe ich sie als meine Begleiter und Lehrer angenommen und versuche, ihren Erwartungen langsam aber sicher gerechter zu werden. Man kann wohl behaupten, dass die Runen mich ausgewählt haben und beharrlich daran arbeiteten, mich von ihnen zu überzeugen. Es ist ihnen gelungen und ich bin stolz und froh, eine sich stetig steigernde Verbindung mit ihnen eingegangen zu sein. Wenn du dich ebenfalls mit Runen und der runischen Magie beschäftigen möchtest, so lege ich dir Wotans Worte ans Herz:
„Hast du Kunde, wie man sie kerbet,
wie man sie auslegt, wie man sie ordnet,
wie sie entworfen, um Weisung zu finden?
Wie gebührlich man dabei zu beten habe?
Wie man sich anstellt, ein Opfer zu schlachten?
Was man spendet und was man verspeist?“
(Sprüche des Hohen, Siebente Gruppe, S. 202. Edda. Wilhelm Jordan)
Die Edda ist eine Pflichtlektüre, wenn man sich intensiv mit den Runen beschäftigen möchte. Diese ersten Fragen können dir den Einstieg in die Mysterien der Runen erleichtern, indem du sie nach und nach für dich beantwortest. Und bitte bedenke dabei, dass Wissen allein nicht der rechte Pfad ist. Betrachte die Runen, versuche sie selbst zu zeichnen, in Holz zu schnitzen, auf Tontafeln zu ritzen oder sie mit deinem Körper nachzubilden. Finde Wege, dich mit den Runen auseinanderzusetzen und auf deine Art, über sie zu meditieren. Ich selbst habe mir am Computer die Runen aufgezeichnet, habe eine Muttermatrix entwickelt und lange gebastelt und gefeilt, bis ich mit dem Ergebnis zufrieden war. Aus den fertigen Runen-Bildern habe ich Karten erstellt, mit denen ich orakle oder ich trage die Runen bei mir, um ihre Wirkung auf mich und mein Verhalten sowie auf die Auswirkungen auf meine Umwelt leibhaftig zu erfahren. Verbinde dich persönlich mit jeder Rune und lerne nicht bloß vorgefertigte „Bedeutungen“ auswendig. Suche dir einen Lehrer, der dich begleitet und unterstützt. Dies kann auch ein Buch sein; meines waren die Bücher von Axel Brück, Freya Aswynn und anderen Autoren, die über Runen, über Magie, über die nordische Gedankenwelt oder Schamanismus, Kräuterheilkunde und ähnliches geschrieben haben. Im weiteren Verlauf wirst du die Möglichkeit erlangen, mit den Runen selbst an das kollektive Unterbewusstsein anzudocken und aus diesem Bereich Lehren und Weisheiten zu beziehen. Magie ist Handwerk und will gelernt sein.
Mit der Zeit wirst du zum Gesellen werden und vielleicht eines Tages, mit viel Geduld, wird man dich vielleicht als den neuen Runenmeister deiner Generation verehren? Wer weiß das schon. Ein Teil unseres Weges mag von unserem Karma, dem Wyrd bestimmt sein, doch ob und wie wir diesen Weg beschreiten, unterliegt schließlich und endlich unseren eigenen Entscheidungen!
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